Prokrastinieren vs. motivieren

Prokrastinieren macht jeder. Kreative wie Bänker. Warum eigentlich? Warum wehren wir uns bewusst (oder unbewusst) dagegen, unserem Traum/ dem Ziel näher zu koemmen? Warum verbummeln wir Zeit sinnlos?

Vielleicht, weil wir einfach faul sind. Jetzt mal ehrlich. Lässt sich das Gehirn einfach gerne berieseln ohne viel Inhalt? Komplettes abschalten eben? Scheinbar ja. Geben wir es zu. Wir sind von Natur aus faul. Aber das muss ja nicht so bleiben. Wir können uns darauf trainieren, nicht sinnlos aufs Handy zu glotzen und durch You Tube zu surfen. Wir wollen doch vorwärts kommen, oder nicht? Sonst wärst du noch nicht hier 😉

Weiter unten findest du die komplette Abschrift der Folge, falls du gerade lieber lesen, statt hören magst.

Nachfolgend findest du die vollständige Abschrift zur Podcastfolge

Prokrastinieren. Kennen wir alle, oder?

Sinnloses surfen im Netz, statt die eigentlichen Aufgaben zu erledigen, die da so auf der To-Do-Liste warten und sooo gerne ein Häkchen gesetzt bekommen würden. Abgehakt.

Aber abgehakt klingt so nach Pflichtprogramm. So ein „Wir müssen das machen, haben aber eigentlich keine Lust dazu”. Wie wäre es also, wenn wir es anders sehen? Zum Beispiel: „dem Ziel/ dem Traum einen Schritt näher kommen”.
Aber wir fangen mal ganz von vorne an. Denn viele fragen mich immer, wie ich motiviert bleibe und wie ich so viel schaffe. Mit zwei Kindergartenkindern.
Also, erstens: Ich prokrastiniere nicht. Nie. Was ein Schocker. Haha.
Und nein, ich tauche auch nicht in die Pinterest-Fluten, um dort Stunden zu verbringen. Wenn ich auf Pinterest bin, dann mit Strategie, um Leute auf meinen Content aufmerksam zu machen.
Okay, magst du dir jetzt denken. Und wie geht das? „Nicht prokrastinieren? Hast du nie ein Tief, wo du einfach mal keinen Bock hast zu arbeiten? Kommentare auf Social Media oder E-Mails zu beantworten?”
Ja, na klar habe ich auch mal so eine Phase. Meistens, wenn ein Launch gerade durch ist. Denn das sieht nach außen hin vielleicht nicht anstrengend aus, ist es aber. Weil da ungemein viel Plan hinter steckt, der dann ja auch ausgeführt werden muss. Oder wenn ich für einen Kunden eeeendlich ein Illustrations-Projekt beendet habe, das sich in die Länge zog. Dann mache ich gerne mal einen Tag Pause und etwas völlig anderes. Manchmal sogar ein verlängertes Wochenende irgendwo.
Oder hey, der Photoshopkurs ging vor zwei Wochen online, jetzt bin ich im Urlaub und lasse mir von der Sonne in Süd-Frankreich die Nase kitzeln.

Klar braucht der Mensch Pausen.

Um runter zu kommen, das schöne Leben zu genießen, um neue Ideen zu bekommen. Auftanken halt.
Aber prokrastinieren ist etwas völlig anderes. Bei meiner Variante habe ich ein Ziel erreicht und belohne mich danach mit etwas Zeit. Beim Prokrastinieren wiederum, verplempere ich meine Zeit sinnlos und mein Ziel rückt weiter von mir weg. Irgendwie gar nicht cool.
Deshalb müssen wir die Geschichte wirklich von ganz hinten aufrollen: der Zielsetzung.
Du brauchst ein Ziel. Einen Traum. Etwas, worauf du hinarbeiten kannst. Ich habe das schon öfter gesagt, ich weiß. Und du wirst mich vermutlich auch heute nicht das letzte Mal drüber reden hören.
Denn ein Ziel oder mehrere Ziele sind ungemein wichtig, um voran zu kommen. Egal, was DEIN persönliches Ziel auch sein mag.
Ich hab mir früher nie Ziele gesetzt. Und genau da habe ich prokrastiniert und meine Zeit auch mal mit einer sinnlosen Fernsehsendung zur Mittagszeit verbracht. Da hatte ich allerdings auch noch keine Kinder. Mit den beiden bin ich sowas von zum Nicht-Zeit-Verplemperer geworden. Vielleicht haben die beiden kleinen Monster mir erst wirklich gezeigt, wie man seine Zeit wirklich gut plant.
Aber wie gesagt, auch ohne Kinder ist das möglich 😉
Setz dir ein Ziel. Ein großes. Einen Traum. Ein langfristiges Ziel, dass du in X Jahren erreichen willst. Das ist der Über-Traum.

Und dann?
Na ja, das Jahresende ist gar nicht mehr lange weg. Setz dir noch ein Ziel für das letzte Quartal. Was willst du noch schaffen? Und gegen Ende des Jahres machst du dir einen Plan für das nächste Jahr. Jedes Quartal, ein größeres Projekt. So mache ich es. Und das wird fest in den Kalender eingetragen.
Warum das Ziele setzen so wichtig ist? Weil es dein persönlicher Antrieb wird. Dein Motor. Wann immer du wieder beginnst Zeit sinnlos zu vertrödeln, fällt dir ein “Mist. Ich sollte vielleicht gerade doch lieber an meinem Ziel XY arbeiten” um vielleicht mein längerfristiges Ziel YZ irgendwann einmal zu erreichen. Wenn es hilft, klebe dir Post its an den Computer oder den Fernseher.
Und schwupps ist Ende mit der Bummelei. Wenn du selber nichts machst, wird dein Ziel nicht näher rücken. Im Gegenteil. Es dümpelt vor sich und irgendwann lässt du es liegen und ärgerst dich vielleicht sogar darüber.
Mir hat neulich meine Freundin Virginia den Podcast von Brooke Castillo empfohlen. Ich habe ihn angehört und liebe ihn. Ist natürlich auch verlinkt unter byjohannafritz.de/17. Jedenfalls ging es bei ihr um genau dieses Thema: prokrastinieren.
Der Podcast ist auf Englisch und sie erfand das Wort “pro-activate” als Gegenüber des “pro-crastinate” was ich ganz hervorragend finde.
Die Theorie dahinter ist eigentlich ganz simpel: Du musst aktiv handeln, statt dich von äußeren Einflüssen lenken zu lassen. DU solltest lenken. Nicht andere. DU musst bestimmen, was der nächste Schritt Richtung Ziel ist.

Also, frag dich als allererstes:

“Worauf arbeite ich eigentlich hin? Was ist mein Ziel?”

Das wird dein Antrieb sein. Wann immer du dich lieber auf die Couch legen willst, statt an genau diesem Traum, dem Ziel zu arbeiten: Rufe dir deinen Traum ab.
Glaube mir, du wirst dich doppelt fragen, ob du dich jetzt wirklich hinlegen solltest, statt aktiv Schritte nach vorne zu gehen.
Neulich ging der Photoshop-Kurs online. Als der Texturen-Bonus auslief, schrieb mir eine liebe Followerin „Okay. Ich hab den jetzt doch gekauft. Statt hier was Sinnloses im Fernsehen anzusehen, kann ich mir auch deine Photoshop-Videos auf dem Sofa angucken.” SO soll das sein. Ich sage nicht, dass du nie abends mal gechillt auf dem Sofa verbringen solltest. Aber wie wichtig ist es dir vorwärts zu kommen?

Diese Folge hier, die habe ich abends um halb zehn geschrieben. Ich war hundemüde. Meine Kleene hat in der Nacht vorher eineinhalb Stunden lang – von drei bis halb fünf – neben mir wach gelegen. Dann hatte ich heute ein Kennenlern-Coaching-Telefonat, ein Podcast-Interview und am Nachmittag durfte ich dann beim Turnen der Großen beim Aufbauen und Kinder betreuen helfen.
Bin ich müde? Verdammt, ja. Aber hindert mich das an meinem Ziel zu arbeiten? Nein. Klar wäre es gerade einfacher Netflix anzuschalten und sich berieseln zu lassen. Aber meine Güte… was bringt mir das eigentlich?
Und es kommt noch ein weiterer Faktor dazu: Ich werde am Freitag in den Urlaub fahren. Sprich, ich weiß genau, ich habe nur noch drei Tage Zeit um alles vorher zu wuppen, was gewuppt werden muss.
Hier kommt wieder der aktive Part. Ich will bestimmen, wie ich meinen Urlaub verbringe. Ich will die Umstände nicht von äußeren Einflüssen bestimmen lassen.

ICH lenke, wie entspannt der Urlaub wird oder eben nicht.
Heißt: Alle Podcasts, die während des Urlaubs live gehen und auch die zwei Wochen danach, sind im Kasten und gehen automatisch online. Meine E-Mails beantwortet meine Assistentin Lisa. Um die Facebook-Gruppe kümmert sich Lene. Ich muss also nicht rund um die Uhr online sein. Ich muss mir keine Gedanken darum machen, wen ich direkt nach dem Urlaub noch schnell für den Podcast interviewen kann, weil die nächsten Wochen schon stehen.
Ich arbeite aktiv daran, dass ich mir zu einem bestimmten Zeitpunkt wirklich frei nehmen kann. Das ist gerade mein Wochenziel.
Fange ich da an zu prokrastinieren? Natürlich nicht! Ich wäre ja verrückt. Dann hätte ich den Stress im Urlaub.
Und genau das ist der Motivator: ein entspannter Urlaub mit der Familie.
Und ja, ich weiß, nicht jeder kann sich eine Assistentin leisten. Ich hatte zu Beginn auch niemanden und habe alles alleine gemacht. Das war Stress. Eindeutig.
Aber meine Assistenten sind einmal eine 450 €-Kraft und Lisa, die meine Mails beantwortet (sie habe ich übrigens auch schon als Gast im Podcast gehabt), buche ich auf Stundenbasis. Das ist drin. Gerade wenn du z.B. nur für die Urlaubszeit jemanden suchst.

Also: Klar wird es oft vor so einem Urlaub stressig. Eben weil man noch so viel vorher erledigen möchte. Aber auch hier gibt es einen Trick, den ich relativ schnell in der Anfangszeit als Illustrator raus hatte. Deswegen nehmen wir mal ein anderes Beispiel: Du musst eine Deadline einhalten. Dein Ziel: Projekt beenden, Rechnung schreiben, Zeit für neue Projekte und Ideen haben.

Der Mensch ist von natur aus eher faul. Behaupte ich mal. Oder? Wenn kein Druck da ist, dann lassen wir es gerne schleifen. Wir prokrastinieren. Ist ja noch Zeit. Mach ich später. Wird schon…
Dann ist es plötzlich kurz vor knapp und wir wirbeln herum wie die Irren, um die Deadline noch einhalten zu können. Wir arbeiten unter Hochdruck am Besten. Am Effektivsten. Stimmt’s? Ihr Kreativen da draußen?

Ich kenne das auch. Früher mehr als heute.
Denn um mich nicht abhängig von einer Deadline zu machen, um nicht wieder fremd bestimmt zu sein – in dem Fall vom Kunden – setze ich mir meine eigenen Deadlines. Schon immer. Meine Deadline endet immer mindestens zwei Wochen VOR der eigentlichen Deadline, die mir eine Kunde für eine Illustration gesetzt hat. Und die trage ich mir auch genau so in den Kalender ein.

Ich brauche eine Deadline, auf die ich hinarbeiten kann. Völlig klar. Aber ich will nicht in den richtigen Stress gelangen. Der Stress, wenn z.B. wirklich mal die Kinder krank sind und ihre Mama brauchen oder ich krank werde oder sonst was. Dann hab ich den Kunden im Nacken sitzen. Setze ich mir meine Deadline früher, fange ich nicht an zu prokrastinieren, weil ich weniger Zeit habe UND ich habe dadurch den nötigen Druck, um ein Projekt zügig fertig zu bekommen. Manchmal muss man sich eben selbst austricksen.

Und als kleiner Tipp am Rande (Lektoren haltet eure Ohren jetzt bitte zu): Ich schicke meine Illustrationen dann trotzdem nicht sofort ab, sondern lasse sie eine weitere Woche liegen. Gebe sie also eine Woche vor der eigentlichen Deadline ab. Denn sonst gewöhnen sich Kunden daran wie schnell du bist und setzen die Deadline beim nächsten Projekt von vornherein knapper. Und das ist ja nun auch wieder nicht Sinn der Sache.

Am Ende ist es wirklich nichts anderes als drei kleine Dinge:

1. Ziel setzen als Motivator.

2. Deadline setzen und…

3. … diese in den Kalender eintragen!

Und dann mach einfach DEIN Ding. Gucke nicht zu viel nach links oder rechts. Arbeite an deinem Ziel.
Es in den Kalender einzutragen, ist hier tatsächlich ein weiterer essentieller Punkt. Was nicht im Kalender als Termin eingetragen wird, wird nicht gemacht. Ganz einfach. Schwirrt es nur im hübschen Köpfchen herum, kann man es wunderbar leicht auch auf später verschieben.
Steht es im Kalender, ist es ein Termin der eingehalten werden muss. Den zu verschieben, ist mehr Aufwand und lässt dich nicht unbedingt toll fühlen. Also bringst du es vielleicht doch noch irgendwie unter, statt anzufangen zu prokrastinieren.
Ich trage jede Kleinigkeit in meinen Google Kalender ein. Mein Tag ist komplett durchgetaktet. Jeden Newsletter, den ich schreiben und planen muss; jedes Podcast-Vorschaubild, das noch gezeichnet werden will; jede Doppelseite, die noch koloriert werden möchte. Alles.

Nur so komme ich vorwärts und mache nicht Sinnloses mit meiner so wertvollen Zeit. Joa, soviel zu nicht prokrastinieren, sondern lieber aktiv dein Ziel umsetzen.

Vielleicht konntest du wieder etwas mitnehmen aus dieser Folge. Das wäre schön. Magst du es in den Kommentaren von byjohannafritz.de/17 mit mir teilen?
Was deine Ziele sind? Und wovon du dich gerne ablenken lässt?
Und noch eine kurze Notiz am Rande: Da ich gerade im Urlaub bin, hast du ja vielleicht schon mitbekommen, fällt der Livestream diese Woche mal aus.

Und jetzt wünsche ich dir eine tolle Woche. Mach es gut.

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