Gleich vorweg: Heute gibt es hier kein Richtig oder Falsch. Das ist eine rein subjektive Sicht auf das Thema Homeoffice – Ja oder Nein. Da ich beides ausprobiert habe und immer wieder mal einige von euch überlegen, ob sie den Schritt „raus aus dem Zuhause” wagen sollen…
Mein Hintergrund: Ich habe nie an einem regulären Arbeitsplatz gearbeitet, im klassischen Sinne. Mein Arbeitsplatz war während meines Kommunikationsdesign Studium mein Wohnzimmertisch & Couch mit Laptop. Später wanderte ich in eine Ecke mit Schreibtisch und iMac im Schlafzimmer. Dann ins eigene Büro in unserer Wohnung. Und das dann sehr lange. Insgesamt elf Jahre lang. Bis ich letztes Jahr, im Sommer 2016 aus meinem Homeoffice raus bin. In ein „richtiges” Büro in einem Haus, in dem auch Texter, Fotografen, eine Werbeagentur, ein Kunstbuchverlag, 3D-Spezis und Grafiker sitzen. SO toll.
Ich hatte bereits ca. ein Jahr lang immer wieder mal darüber nachgedacht aus dem Homeoffice rauszugehen. Warum?
Weil…
- So kommt meine Privat-Adresse aus meinem Impressum raus. Das hat mich schon immer gestört. Je mehr ich auf Social Media unterwegs war, desto mehr hat es an mir genagt.
- Weil ich wusste, ich bräuchte eigentlich ein bisschen Hilfe im Büro, um all das schaffen zu können was ich wollte. Mein Homeoffice lag aber oben im Haus unterm Dach. Heißt, ich hätte die (anfangs ja fremde) Assistentin durch Wohnzimmer, vorbei an Kinder- und Schlafzimmer führen müssen. Seltsamer Gedanke. Wollte ich nicht.
- Der Austausch mit anderen. Der fehlte mir. Meine Kinder blubbern selber ohne Punkt und Komma und interessieren sich, völlig verständlich, nicht für meinen Onlinekurs-Kram, Blog oder ähnliches. Wenn aber mal ein neu illustriertes Kinderbuch rein kommt, dann schon 😉
- Ich wollte mal testen, ob es sich „noch mehr” nach echter Arbeit anfühlt.
Warum ich so lange gezögert habe…
- Weil es Zuhause schon sehr bequem ist. Alles da, was man so für den Tag braucht. (Allerdings auch Dauer-Zugriff auf Kühlschrank, TV und sonnigen Balkon, was eher kontraproduktiv zum Arbeiten ist).
- Extra Miete. Warum soll ich extra Geld bezahlen, wenn ich Zuhause auch ein Büro habe?
- Ich kann die bestellten Pakete annehmen (bin nur leider beim Paketboten bekannt dafür, immer da zu sein und darf daher auch die Pakete aller Nachbarn annehmen).
- Zeit sparen: Warum Anfahrtsweg haben, wenn ich Zuhause nur die Treppen ins Büro hochlaufen muss?
Du siehst, beides hat seine Vor- und Nachteile.
Warum ich es gewagt habe? Weil ich den nächsten logischen Schritt (zu diesem Zeitpunkt) gehen wollte. Und weil nur zehn Fußminuten vom Zuhause ein wunderschönes Büro frei wurde. Heißt, Punkt Anfahrtsweg fällt schonmal weg 😉 Glaubt mir, ich habe trotzdem ein bisschen Bammel gehabt. Die Miete (hier in Stuttgart sowieso) ist nicht ohne. Kann ich das echt on top stemmen? Momentan funktioniert’s. Der größte Vorteil ist wirklich der Austausch mit den Kollegen, die alle aus anderen Branchen sind. Man kommt immer wieder auf neue Ideen durch Gespräche und hilft sich untereinander aus. Ideen spinnen vom Feinsten. Gerade weil es alle Branchenfremde sind, aber doch nicht soooo weit von meinem Unternehmen entfernt. Weiterer Vorteil (wie gesagt, subjektiv): Es fühlt sich wirklich mehr nach Arbeit an. Nicht nur für mich, auch für alle um mich herum. Ich mache nichts anderes den ganzen Tag als vorher auch, aber es wird ernster genommen. Die Kita fällt wieder aus? Okay, heute darf ich arbeiten, morgen du. Und dann gehe ich ins Büro. Kein unterm Dach sitzen und dann doch runter rennen, wenn die Kinder Mist machen oder sich einer den Finger geklemmt hat. Heute bin ich da mal nicht mit dran. Ein riiiiesiger Unterschied.
Noch so eine Sache: Ja, man zahlt Miete on top. Aber weißt du was? Dadurch arbeitet man auch entsprechend hart an seiner Sache. Denn in dem Moment, in dem du für etwas Geld bezahlst, kannst du dir sicher sein, dass du es ernst nimmst. Denn es MUSS dann einfach rocken. Aber, wenn der Sommer kommt… werde ich mit Sicherheit mehr E-Mails vom Balkon beantworten, als aus dem Büro. Denn ich liebe Sonne. Vorteil: Homeoffice. Ich bin total müde, weil zu lange gearbeitet? Es gießt in Strömen? Dann kann ich auch mal Zuhause bleiben. Heißt es für mich, dass ich jetzt mein Leben lang in einem Büro sitze? Nein. Heißt es, dass Büro „besser” als Homeoffice ist? Nein. Es hat alles Vor- und Nachteile. Jetzt, zu diesem Zeitpunkt würde ich mein Büro nicht missen wollen. Wie ist denn deine jetzige Situation und wie sehen deine Pläne aus?
Guten Morgen! Ich sitze im Moment tatsächlich auch an einem Schreibtisch im Schlafzimmer weil es unser größter Raum ist. Ich fürchte auch das wird noch eine Weile so bleiben aber ich weiß heute schon dass auch ich wesentlich mehr schaffe und effizienter arbeite wenn ich nicht im Schlafanzug hier sitze. LG Barbara
Hihi. Dann liebe Grüße von meinem gelben Sofa aus an dich in Schlafzimmer. Da müssen wohl einige von uns durch 😉 Aber ist doch schön. Allein am Zustand des Büros merkt man wie man mit der Zeit wächst 😉
Liebste Grüße,
Johanna
Hallo Johanna,
ja,ein feines Thema!
Ich kenne auch beides und habe mich vor einigen Jahren für ein Büro außer
Haus entschieden. Für mich, (so lange ich die zusätzliche Miete stemmen kann) zu 100 % die bessere
Lösung. Ich verlasse morgens das Haus und komme abends zurück,das eigentliche jeden Tag zur
gleichen Zeit und das diszipliniert ganz schön. Außerdem habe ich dadurch am Ende des Tages
so etwas wie „Feierabend“. Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause und beide Bereiche sind wirklich
getrennt. Wie ich finde eine perfekte Balance zwischen Disziplin und Entspannung.
Außerdem habe ich mit der Zeit in meinem „Büroviertel“einige tolle Leute kennengelernt,mit denen
ich dann auch mal Mittags bei der Eisdiele um die Ecke einen Espresso trinken kann.
Für eine „Solistin“ wie mich eine echte Bereicherung!
Liebe Grüße,
Eva
Hallo :),
ich habe mit einem Büroplatz mit wenigen Stunden pro Woche angefangen – so sind die Kosten am Anfang nicht so hoch. Und ich stelle nun fest: Ich profitiere genau von der Mischung. Wenn ich einen Tag mit wenig Motivation zum Arbeiten habe, gehe ich ins Büro und wenn es ein Tag ist, an dem ich noch viele andere Termine habe und ständig von A nah B flitze, ist das Home Office ideal. Zumal mein Hund zu Hause viel ruhiger und entspannter ist als im Büro und mich dort arbeiten lässt ohne seine Langweile kundzutun 😉
Im Impressum eine andere Adresse als die „Zuhause“-Adresse zu haben, war für mich übrigens auch seeehr wichtig 🙂
LG Simone aus der Poesieapotheke 🙂
Hi!
Ich habe alles durch – Großraumbüro und Zweierbüro als Angestellte, dann Homeoffice mit de facto Schreibtisch im übrigen Zimmer. Jetzt habe ich endlich einen eigenen Büroraum im Haus, der aber durch eine Wohnungstür von der eigentlichen Wohnung getrennt ist. Meine Erfahrungen:
Großraumbüro: kommunikativ – und schwer sich zu konzentrieren.
Zweierbüro: Sehr produktiv, aber durch feste Arbeitszeiten sehr unflexibel.
Homeoffice in der Wohnung: sehr flexibel, heimilig, aber auch sehr abgelenkt. Und fühlt sich wie Johanna sagt gerade für andere nicht nach „Arbeit“ an 😉
Büroraum im gleichen Haus wie die Wohnung: Super Kompromisslösung aus Flexibilität und Produktivität. Einziges Manko: einsam. Dafür kostet er wenn man so will nicht extra denn er war zwingend bei der Wohnung dabei. Solange ich keine Kinder habe für mich ne prima Lösung 😉
LG Martina
Hallo, da ich noch studiere kann ich mir die Miete für ein Büro noch nicht leisten, habe aber einen eigenen Arbeitsplatz zuhause. Zumindest kann ich die Tür zumachen, was die Kinder nicht hindert vorbei zu kommen.
Wenn alles gut läuft würde ich mir gern ein Büro mit kurzem Arbeitsweg mieten, ich glaube ich brauche den Weg um Distanz hinein zu bringen.
LG Juli
Ja, ich sitze auch noch zu Hause in einer „Büroecke“ – aber es ist ein Containerbüro ist geplant. Nur auf der anderen Straßenseite, aber dann doch ein BÜRO – getrennt von allem! Vielleicht bin auch ich da kreativer und nicht von den üblichen Tatverdächtigen (Katze, Wäsche, Kind, Haushalt) abgelenkt.
oh, was für ein schöner artikel!
ich glaube, ich muss das mit dem büro ausserhalb auch mal austesten. hier auf dem land ists nur schwer, einen geeigneten büroraum zu finden. und irgendwo hin pendeln möchte ich nicht – dafür sind die kurzen wege und die flexibilität mit kindergarten-kind dann doch zu wichtig.
aber ich glaube auch, dass andere und man selbst seinen job viel ernster nimmt, wenn man außerhalb arbeitet. ich habe zwar inzwischen allen freunden und familienmitgliedern beibringen können, dass man mich in meiner arbeitszeit nicht einfach so zum klönschnack anrufen kann, aber mit büro oder atelier ist die wahrnehmung denke ich nochmal eine ganz andere. vom input gleichgesinnter büro-kollegen mal ganz abgesehen.
wenn sich was mit einem raum ergibt, dann werde ich das denke ich nutzen. und bis dahin kreiere ich mir viele rituale und routinen, die als „grenzen“ zwischen privat und geschäftlich funktionieren.
hab vielen lieben dank für deine tollen gedanken dazu!
stine
Hallo,
auch ich kenne die Situation in einer kleinen Wohnung an einem kleinen Schreibtisch im Homeoffice zuarbeiten. Ich habe das seit 2009 so gemacht. Erst, wie bei dir Johanna, an einem Couchtisch, dann an einem Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers, dann in einer größeren Wohnung, weil wir ein 2. Kind bekommen haben, in einem eigenen kleinen Raum. Und dieser Raum war auch der Traum! 🙂 Aber seit September letzten Jahres habe ich ein eigenes Büro in der Nachbarschaft ergattert, und ich bin soooooo glücklich. Ich kann einfach meine Sachen stehen lassen, alles so sortieren, wie es mir passt, wenn ich Kaffee mache, habe ich nicht den zwingenden Gedanken, noch zeitgleich die Spülmaschine auszuräumen usw.
Ich bin viel entspannter, schaffe mehr und kann auch den Feierabend mit den Kids viel besser genießen.
In diesem Sinne… auf auf, Eure Eva