8: Personal Branding für Solo-Selbstständige

Personal Branding und als Marke auftreten, sind zwei Dinge, die bei uns Kreativen oft vergessen werden. Dabei haben wir den schnellsten Zugang zu tollen Designs (denn wir können es selbst erstellen) haben ein Gefühl für Farben und Formen.
Jedes große Unternehmen hat ein Branding, warum also nicht die Solo-Selbstständigen? Warum sich dieses Konzept nicht zu eigen machen und sich so von all den anderen da draußen positiv hervorheben und abgrenzen?

Weiter unten findest du die komplette Abschrift der Folge.

Nachfolgend findest du das vollständige Transkript zur Podcastfolge

Personal Branding

Personal Branding ist so ein Wort… oder zwei Wörter, die seit einigen Jahren immer und immer wieder auftauchen bei Unternehmern oder denen, die solche eben coachen.

Aber was genau ist denn eigentlich dieses Personal Branding?

Ich selber habe es auch als Teil meines Onlinekurses „Erfolgreich Illustrator werden“ und widme mich hier sogar eine ganze Woche lang dem Thema. Was macht es so wichtig? Warum braucht man das heute?
Manchmal fällt hier auch das Wort „Marke“ in dem Zusammenhang. Und oft höre ich dann von meinem Gegenüber so was wie „Aber ich bin doch kein großes Unternehmen mit zig Angestellten.“
Das Ding ist aber, das muss man auch gar nicht sein. Eigentlich ist jeder Einzelne von uns, der Unternehmer ist, also auch jeeeeder einzelne Kreative unter euch – der mit seinem Talent Geld verdient – eine Marke. Jeder, der nach außenhin geschäftlich auftritt, wird in diesem Moment zur Marke. Oder… sagen wir mal so: Er sollte es werden.

Denn, wenn wir als Marke verstanden werden, wenn wir uns entsprechend da draußen positioniert und einen Wiedererkennungswert haben, dann sind wir einen guten Schritt weiter in Richtung erfolgreich sein mit unserem Talent.
Gehen wir mal einen Schritt zurück und beziehen uns auf dich als talentierter Was-auch-immer. Ich nehme mal das Beispiel Illustrator, weil ich selber einer bin, aber das kann auch jeder Fotograf, Designer, Tänzer, Make-up-Artist oder sonst wer sein.

Am Anfang stehst immer du alleine da. Zusammen mit deinem Talent. Du willst es schaffen und dir da draußen „einen Namen“ machen. Merkst du? Da geht es schon los.
Wie macht man sich denn da so einen Namen? Warum brauch ich denn diesen Namen? Ganz einfach, wenn du in der Szene, also bei deiner Zielgruppe, bekannt bist, wirst du schneller gebucht. Zielgruppe wäre in meinem Fall als Illustrator Verlage, Werbeagenturen und Unternehmer. Wenn die mich kennen, bekomme ich Aufträge. So der Grundgedanke.
Das Problem ist nur: Da draußen gibt es noch Trilliarden anderer Illustratoren. Okay, das ist jetzt leicht übertrieben, aber du weißt, was ich meine. Du bist nicht die Einzige da draußen, die hübsche Illustrationen anbietet.
Die grundsätzliche Frage, die du dir also stellen musst, ist: Was unterscheidet mich von den anderen Illustratoren? Was macht mich besser? Warum sollte der Verlag XY mich und nicht den anderen buchen?

Und genau da musst du ansetzen.

Branding ist nämlich viel mehr als einfach nur ein Logo und eine festgelegte Farbpalette.

Stell dir gleich vorab folgende Fragen…

  • Was kann ich in meiner Branche besser als andere?
  • Worin bin ich der Experte?
  • Was hebt mich von den anderen ab?

Letzteres muss sich nicht einmal unbedingt auf dein Talent, wie das Illustrieren, selbst beziehen. Es könnte auch sein, dass du neben dem Illustrieren auch ein großartiger Verkäufer bist. Oder der Held in Livestreams. Oder der Social Media-Geek mit riesiger Community um dich herum.

Oder aber es ist tatsächlich so, dass du der Experte in Photoshop bist und damit Illus erstellst, wie sonst keiner. Mach dir später ein paar Notizen oder frage ruhig auch mal andere, was sie denken, was deine Stärken sind und worin du so richtig gut bist.

All das sind Dinge… Merkmale… die dein Branding – deine Marke – mit formen können. Bist du total lustig und alle biegen sich vor Lachen, sobald du den Raum betrittst… dann wäre wahrscheinlich ein Grufti-Branding eher nichts, sondern etwas mit fröhlichen Farben… etwas das Spaß macht.

Damit du ein konkretes Beispiel hast: Mein Branding kennst du vermutlich. Ich bekomme  immer wieder zu hören, dass ich immer so gut gelaunt bin und andere motiviere. Meine Farben Pink, Türkis und Gelb passen da wunderbar zu. Jeden Frühling tauchen diese Farben auch in der Deko-Welt wieder auf. Sie stehen für Aufbruch, Neustart, gute Laune, etwas Positives. So wie der Frühling. Auf den Jahreszeiten-Kram komme ich gleich nochmal zu sprechen. Das stammt nämlich nicht von mir.

Hast du diese grundlegenden Fragen beantwortet, hast du erstmal die Basis deines Brandings – deiner Marke.

Und jetzt wird der eine oder andere sagen, er ist zwar auch sehr fröhlich und optimistisch, aber eben nicht ständig. Und ich kann dich beruhigen: Das bin ICH natürlich auch nicht. Wenn eine meiner Töchter meint, mal wieder ‘nen Totalausraster haben zu müssen, weil ich meine, dass wir den Hinkelstein vom Spielplatz nicht mit nach Hause nehmen können: Da flöte ich auch nicht fröhlich vor mir her und träller in die Instagram Stories hinein, was für ein schöner Tag das doch ist. Zumindest nicht in diesem Moment.
Und genau da liegt der Punkt. Authentisch sein: ja. Ich lege mir nicht das Dauergrinsen auf und bin eigentlich ein zutiefst depressiver Typ, aber trotzdem ist das Branding, das Auftreten eine Art Rolle, in die man schlüpft. Man lebt diese Rolle. Jetzt denken sich manche bestimmt „Okay, die macht uns was vor. Die ist gar nicht so, wie sie sich immer gibt.” Aber das ist totaler Quatsch. Ich bin gut gelaunt und fröhlich. Aber klar, wenn man live geht z.B. legt man vielleicht noch eine Schippe drauf.

Stellt euch vor, ihr müsst einen Vortrag halten auf einer Bühne… da überlegt man sich vorher auch, wie man sich geben muss, was zu der Zielgruppe im Publikum passt. Aber deswegen verstellt man sich nicht um 180 Grad, sondern holt das Beste aus sich heraus, um einen guten Auftritt zu haben, der hängen bleibt, mit dem man das Publikum mitzieht. Das ist kein „sich verstellen”, sondern eben die 200% seines Besten geben.

Wer mich gut kennt, weiß aber auch, dass ich definitiv auch mal schlechte Laune habe. Wäre ja beängstigend, wenn nicht. Aber hey, dann präsentiere ich das nicht unbedingt überall.
So ist der Aufbau meiner Marke. Der Aufbau deiner Marke kann völlig anders sein: Vielleicht machst du dir dein ständiges Genörgel zum Markenzeichen oder die Form des „Ich nehm euch überall mit hin, egal wie ich gelaunt bin, ihr bekommt Einblick in alles”. Das muss jeder für sich irgendwann festlegen.

So, das also zur… na ja, ich sage mal, Basis des Personal Branding, der Marke. Da gehören wirklich auch Dinge dazu wie… die Art, wie du sprichst, welche Wörter du verwendest, welche Klamotten du anhast, wie du dich eben so nach außenhin zeigst.
Ein Kollege von mir, der sein Büro im selben Haus hat, saß neulich bei mir, weil ich ihm das Programm Canva zeigen wollte. Mit dem Pro-Account kann man sein Backend auch dort gestalten und seine Farben hinterlegen. Er saß da und meinte „Bei dir sieht immer alles aus wie „Du”. Weil meine Farben üüüüberall wiederkehren. Da gibt es keinen Zufall. Meine Farben Pink, Türkis und Gelb. Sogar meine Büroeinrichtung hat die Farben.

Und genau das musst du erreichen. Ich meine nicht die Möbel, das ist ein Topping auf dem Eis, aber dass Leute sofort erkennen, dass sie sich gerade etwas von dir ansehen.
Wichtig ist, dass du deine Marke, dein Branding konsequent durchziehst. Auf allen Kanälen. Instagram, Facebook, Pinterest haben alle das gleiche Profilbild. Alle Kanäle haben deine Farben. Schaut euch meinen Instagram-Feed an. Ratet mal, welche Farben da vorherrschen. Und ratet mal, welchen Namen ich auf allen Kanälen habe? Byjohannafritz. Ü-ber-all. Wer mich irgendwo sucht, findet mich sofort. Denn es wird nach byjohannafritz gesucht. Du musst es den Followern so einfach wie möglich machen, dich wiederzufinden. Egal wo du bist.
Und das schaffst du dadurch, dass sich der rote Faden deines Branding überall hindurch zieht.

Welchen Vorteil haben Marken noch?

Man vertraut ihnen. Hat man einmal eine Marke gefunden, die hervorragende Qualität geliefert hat – das kann eine tolle Zusammenarbeit an einem Illu-Projekt gewesen sein oder ein Fotoshooting, bei dem sich die Kunden wie Stars gefühlt haben – dann vertraut dir der Kunde auf Dauer. Marken stehen für gleichbleibende hohe Qualität. Der Kunde weiß, was er bekommt. Er wird dich immer buchen, weil er weiß, mit dir läuft’s. Und: Er wird dich auch anderen weiterempfehlen, weil er weiß, dass du auch dort optimale Ergebnisse abliefert. Und dadurch steht dann auch er in einem guten Licht, weil er zwei Personen zusammengebracht hat.
Klar, dazu gehört halt konsequente hohe Qualität, die dauerhaft eingehalten werden muss.
Und der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Der wechselt nicht einfach so ohne Grund. Never change a running system.

Deshalb, wecke Vertrauen durch immer gleichbleibendes Auftreten. Schau dir die großen Marken da draußen an. Jeder hat (oder sollte) das Ziel haben, der Beste am Markt zu sein. Um sich aber erstmal von den anderen in irgendeiner Form abzuheben ist eben das Branding nach außenhin auch wichtig. Jedes Unternehmen hat eine Farbpalette, die immer wieder verwendet wird.

Kommen wir also nochmal zum reinen Äußeren, dem Abheben durch Farben, Logo, Schriften usw.
Denn oft ist das das Erste, was von uns wahrgenommen wird. Ein Instagram Feed, eine Visitenkarte, die Website. Da kann man erstmal nur so punkten und nicht unbedingt mit Persönlichkeit (sofern man dort nicht Videos stehen hat).

In Sachen Farben rate ich immer, nicht zu viele zu nehmen. Ich habe drei Hauptfarben. Nehmen wir mal die Telekom, die hat dieses eine Magenta und jeder weiß „Ahh, das ist Telekom”. Hätte ich – sagen wir mal – sechs Farben, würde es schwierig werden, diesen Wiedererkennungswert zu bekommen. Denn dann nimmt man mal die zwei, dann die zwei oder die zwei in Kombination. Das wird keine einheitliche Linie geben, sondern ein Wirrwarr und definitiv kein einheitlicher Look.

DIE Farbkombi, die du für dich und deine Marke wählst, die sollte einprägbar sein. Und das schaffst du nur mit einer limitierten Palette.

Eines der lustigsten Erlebnisse, das ich mal hatte, war, dass jemand durch den Elektromarkt ging und dort eine Espressomaschine fand, die genauuu meine drei Farben hatte. Sie hat die Maschine geknipst und mir via Instagram-Direktnachricht geschickt. Sie hat DIE Espressomaschine für mein Büro gefunden. Ich fand das so lieb und gleichzeitig war das für mich ein Schlüsselmoment bei dem ich gemerkt habe… cool, das mit den Farben funktioniert. Wenn jemand die Farben irgendwo sieht und die in dem Moment eigentlich nicht einmal was mit mit zu tun haben (wie in dem Fall die Espressomaschine), derjenige dabei aber trotzdem an mich denkt, weil das eben „meine” Farben sind, dann funktioniert das ganze Branding.

Jetzt mag man sich vielleicht fragen: Wie komme ich denn zu DEN Farben? Bei mir war es reines Bauchgefühl. Ich hatte einfach Spaß an den Farben und es ist ja enorm wichtig, dass die Farben zu dir als Person passen. Denn als Solo-Selbstständiger sind ja nunmal wir persönlich es, die diese Marke und somit auch die Farben vertreten müssen. Und da es darum geht, die Marke wirklich zu 200% zu leben und nicht nur zu spielen, sollen die Farben wirklich wie die Faust aufs Auge passen.

Ich hatte dann später das Buch „How to style your Brand” von Fiona Humberstone entdeckt. Und kann es wirklich nur jedem empfehlen. Keine Sorge, das Buch ist natürlich in den Shownotes auf dem Blog unter byjohannafritz.de/8 verlinkt.

In dem Buch geht es unter anderem um die Farbwahl. Fioana unterscheidet hier nach Saison. Also Frühling, Sommer, Herbst und Winter und ordnet diesen dann Farbtöne zu. Und siehe da, mit meinen Farben bin ich ein Frühlings-Typ, was zu einhundert Prozent passt, wenn man mal liest, wie sie den Frühlings-Menschen beschreibt.

Solltest du also mit der Farbwahl Probleme haben, schau da unbedingt mal rein.

Auch Schriften können ein enormer Bestandteil sein.
Beispiel: Neulich fuhr an mir ein weißer LKW vorbei. Mit irgendeinem Satz drauf, den ich nicht lesen konnte, weil es zu schnell ging. Aber die Schrift habe ich erkannt und wusste sofort: Der Laster gehört zu Mercedes Benz. Die haben ihre ganze eigene Hausschrift, die einen enorm hohen Wiedererkennungswert hat. Vielleicht suchst du dir auch die eine oder andere Schrift, die du überall wieder verwenden kannst. Auf Visitenkarte, Website und so…

Dann das Logo. Braucht man sowas heute als Kreativer? Als Fotograf? Als Illustrator?
Wäre vielleicht erstmal die Frage: Was ist denn so ein Logo? Alle großen Unternehmen haben eins. Wir kennen sie alle. Tadaa, wir kennen sie alle. Da hätten wir ja eigentlich schon wieder die Antwort 😉
Aber, ich persönlich glaube nicht, dass das bei uns – als sagen wir mal Illustrator – ganz vorne stehen MUSS… aber ganz klar, es ist ein Erkennungsmerkmal, wie alle anderen Bestandteile auch.

Nur: Während Unternehmen wie Coca Cola oder Pepsi vermutlich ihr Logo auf ihren Social Media-Kanälen im Profilbild stehen haben (eben weil es jeder kennt), wird es bei uns eher ein Bild von uns sein. Denn bei uns als Marke gibt es nur uns. Und die Kunden, die wir akquirieren möchten, die wollen erst einmal wissen, mit wem sie denn da zusammenarbeiten möchten. Wenn ich irgendein Schnörkellogo überall als Profilbild hätte, könnte sich da keiner was drunter vorstellen. Weil das Logo eben nicht die Bekanntheit hat. Ich bin davon überzeugt, dass es bei uns Solopreneuren mehr darauf ankommt, wer hinter dem Unternehmen, den Illustrationen, den Fotos steckt, als irgendwo anders.

Bei Coca Cola kenne ich das Logo. Wäre da der Chef auf dem Profilbild, hätte ich keine Ahnung, dass es sich um Coca Cola handelt.
Und trotzdem kann es nicht schaden, da was in petto zu haben. Einfach der eigene Name oder eben der Unternehmensname als passender Schriftzug.

Ich habe z.B. immer auf allen meinen Illus da draußen diese kleine Fahne mit meinem (von Hand geschriebenen Namen) drauf. Und ich habe meinen türkis-bunten Vogel, der auch immer wieder überall auftaucht. Beides verstehe ich für mich als Logo. Als wiederkehrende Elemente meiner Marke. Sie tauchen auf meinen Fotos auf, meiner Visitenkarte, Briefpapier, im Header meiner Website.
Aber ich würde nie NUR mit einem Logo nach außen hin auftreten und mich als Person dahinter… ja… verstecken. Wir sind im direkten Kontakt mit unseren Kunden. Mach dir das zum Vorteil und lege mehr Wert auf ein sympathisches Foto von dir für deine Profilbilder, als auf dein Logo.

Menschen sind neugierig. Sie möchten wissen, mit wem sie da hin und her schreiben, wer die Illustrationen erstellt hat, mit wem sie da eventuell in Zukunft mal zusammenarbeiten möchten.

Mach dir einfach mal ein paar Gedanken darüber, wie du nach außen wirken möchtest? Wen möchtest du erreichen? Welche Emotionen möchtest du wecken bei den Leuten, die sich deine Arbeiten ansehen? Und darauf baust du dann alles auf.

Ich hoffe, das hat ein bisschen in Sachen Personal Branding geholfen und dass du da vielleicht auch den Mehrwert drin siehst. Gehöre nicht zum Einheitsbrei, sondern präsentiere dich da draußen wirklich bestmöglichst! Lebe deine Marke. Sei deine Marke.
Baue Vertrauen auf und halte die Qualität hoch. Vertrauen und Qualität sind der Kern jeder Marke. Alles andere drum herum ist die Verpackung, durch die du, die Qualität und das Vertrauen gefunden und wieder erkannt wird.

Und noch was, so abschließend: Verbeiß dich nicht in die Idee, dass dieses Branding wieder perfekt sein muss und bis an dein Lebensende und darüber hinaus genau so bestehen muss! Ein Logo, das Branding, du als Marke wirst und musst dich weiterentwickeln. Wäre ja schlimm, wenn nicht. Und wie oft ziehen Unternehmen ein Rebranding durch. Das ist völlig normal. Also mach dich frei davon, dass es für jetzt und auf immer und ewig genau so aussehen muss.

Links

Buch „How to style your brand„, Fiona Humberstone (Affiliate)

Canva, Online Grafik Programm