21: Tschüss, introvertiert!

Heute geht es ums introvertiert sein. Und glaube es oder nicht, aber ich bin eine von ihnen. Wie ich es geschafft habe, damit aber umzugehen und… ja… auszubrechen, darum geht es heute.
Und für dich gibt es ein Freebie – falls du auch introvertiert bist. Es soll dich begleiten, wenn du den Willen hast, dieses Introvertiert sein anzunehmen und aus dir herauszugehen.

Aber jetzt erstmal zur heutigen Folge…

Nachfolgend findest du die vollständige Abschrift zur Podcastfolge

Introvertiert ist so ein Wort.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es sogar gerne als Ausrede verwendet wird.
Ich habe (nicht nur anderen, sondern auch mir selbst) immer gesagt, dass ich introvertiert bin. Was auch definitiv stimmt, aber dazu gleich mehr.

Die Frage ist: Warum habe ich das immer wieder gesagt?
Ging ich einfach so herum und dachte mir: Ich bin ja sowas von introvertiert? Oder gab es einen Auslöser dafür? Einen bestimmten Anlass, eine Situation, der ich so entkommen wollte?

Schauen wir doch erstmal was introvertiert eigentlich heißt.

Wikipedia sagt:
„Introversion“ ist der Gegenpol zu Extraversion. Introvertierte Charaktere wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihr Innenleben. In Gruppen neigen sie eher zum passiven Beobachten als zum Handeln und werden häufig als „still“, „zurückhaltend“ und „ruhig“ beschrieben. Introversion ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit Schüchternheit.
Ein markanter Unterschied zwischen introvertierten und extravertierten Personen ist, dass sich der Introvertierte nach längerer Dauer ohne Zeit „für sich selbst“ im Gegensatz zum Extravertierten energielos und „ausgesaugt“ fühlt. Daher bevorzugen introvertiert geprägte Menschen oft eine ruhige Umgebung.”
[Quelle: Wikipedia]

Wenn ich das lese, kann ich voller Überzeugung sagen: Ja, ich bin introvertiert. Danke, Wikipedia.

Ich bin jemand, der es immer lieber ruhig um sich herum hat, als den großen Trubel auf Dauer. Ich mag es auf dem Land, ich finde Konzerte und Jahrmärkte eher einengend und freue mich danach auf mein ruhiges (sofern die Kids schlafen *haha*) Zuhause.

Wenn ich mehrtägige Messen und Events besuche, freue ich mich darauf am Abend ein Einzelzimmer zu haben, damit ich Ruhe habe. Um den ganzen Tag zu verarbeiten. Ich liebe Veranstaltungen wie die Frankfurter Buchmesse (dort war ich aber auch nur eine Nacht) oder Konferenzen wie die anstehende YouPreneur Summit in London im November. Mir macht das Netzwerken unglaublich viel Spaß. Das war früher auch nicht so.

Aber es ist gleichzeitig auch unglaublich anstrengend. Und wenn ich nicht irgendwo auch mal meine Ruhe habe, werde ich brummig oder eher… nervös. Gestresst.
Ich liebe Menschen und den Austausch, aber ich mag es auch unglaublich gern mit mir allein zu sein. Alleine durch die Straßen einer neuen Stadt zu schlendern, alleine ins Kino zu gehen oder alleine durch die Wälder zu spazieren. Ich war auch nie jemand, der ständig auf Parties muss oder sonst was.
Nach anstrengenden Wochen oder Ereignissen lade ich meine Batterien gerne im Kurzurlaub oder über mehr Homeoffice auf. Nach viel Lärm, brauche ich genauso viel Ruhe, um wieder auf einen Normal-Pegel zu kommen.

Ich stehe tatsächlich nicht gerne im Mittelpunkt. Bestes Beispiel: Mein Mann und ich haben zu zweit geheiratet. Ohne dass jemand davon etwas wusste.
Referate in der Schule früher, habe ich gehasst. Ich habe mich immer verhaspelt und einen roten Kopf bekommen.

Die, die mich „nur” über Social Media kennen oder du hier als Zuhörer, magst das vielleicht erstmal gar nicht glauben. Denn ich bin gleichzeitig auch sehr offen, teile vieles und liebe es mit Leuten zu quatschen. Hallo! Ich hab einen Podcast und mache im Anschluss mit den Gästen auch noch einen Livestream.

Und das ist natürlich alles kein Fake. Das bin ich. Und nein, ich mache mir schon lange nicht mehr ins Hemd, wenn ich live gehe oder ähnliches. Aber, so war es mal.
Und das ist es, worauf ich hinaus möchte: Du kannst introvertiert sein. Das ist völlig okay und jeder ist wie er ist. Ob intro- oder extrovertiert ist wohl tatsächlich angeboren. Aber du kannst lernen damit umzugehen. Denn du wirst älter (ja, werden wir alle und siehe da, es hat so viele positive Seiten ;)) und weiser und reifer.

Und du kannst nicht nur lernen damit umzugehen, sondern auch – wenn gewollt – es ein wenig bezwingen. So wie ich es auch gemacht habe. Und das Wörtchen „gewollt” also, dein freier Wille, spielt hier die Hauptrolle. Denn – wie bei so vielem – bist es am Ende du selbst, der entscheidet: Wie will ich sein? Was für ein Leben möchte ich führen?

Das Problem beim introvertiert und gleichzeitig selbstständig sein, ist, dass es nicht unbedingt die beste Kombination ist.
Denn so oder so, wir müssen raus in die Welt. Neue Kunden akquirieren, neue Kontakte knüpfen, uns ständig neuen Herausforderungen stellen.
Das Internet macht es vielen von uns sehr einfach, ist aber gleichzeitig auch die Gefahr: Man kann sich wunderbar hinterm Computer verstecken. Geht ja auch so. E-mails schreiben, chatten… Telefon? Um Gottes willen! Bitte nicht. Schreib mir lieber eine Mail. Das Problem an der Sache ist, dass man so auf Dauer im Normalfall nicht weiterkommt.

Und das wollen wir alle doch, oder?
Um wirklich voran zu kommen, muss man sich da draußen halt zeigen und Kontakte knüpfen. Egal ob es nun online ist oder aber eben auf Veranstaltungen wie der Buchmesse, Themenabenden oder Konferenzen. Glaube mir, auf Dauer geht es nicht anders, wenn du mehr als den Einheitsbrei möchtest. Egal in welcher Branche du tätig bist.

]Und du kannst es wirklich aktiv beschließen. Ohne Quatsch. Wenn du dir jetzt denkst „Mist. Ja. Ich bin introvertiert. Aber ich hab da eigentlich gar keine Lust drauf.”, dann änder es doch einfach jetzt. Schreib es dir auf, erzähle es deinen Followern in deiner Instagram Story, erzähl es der besten Freundin. Jetzt ist Schluss. Ich komm jetzt aus mir raus. Und danach kannst du dann ja auch wieder Ruhe tanken. Merke: Es geht nicht darum, jetzt hier den Flummi zu machen und eine Veranstaltung nach der nächsten zu jagen. Du bleibst du. Aber mit etwas mehr extrovertiert sein.

Mein Schlüsselmoment war die Messe H&H in Köln. Ich weiß gar nicht genau, wann das war. Ich glaube 2015 im Frühling. Also gar nicht soooo lange her.

Ich hatte ein Buch für Myboshi – du weißt schon, diese Häkelmützen und Figuren – illustriert. Also ging ich auch dort zum Stand und hab mit den beiden Jungs, einen rechts, einen links, ein Foto gemacht. Alles wunderbar, dachte ich.
Später, zurück Zuhause, hab ich mir das Bild angesehen und dachte mir selber: Das geht ja gar nicht. Ich steh da wie so ein Schlumpf zwischen den beiden. Total langweilig. Das Lustige war, ich habe mich nie langweilig gefühlt. Gar nicht. Kennst du das? Innerlich bist du so, aber nach außen hin wirkst du eventuell ganz anders?
Na ja, beim Betrachten des Fotos (ich habe es dir im Blogpost verlinkt), dachte ich mir: So nicht mehr. Ich muss was tun. Und die einfachste Veränderung nach außen hin war der Pony.
Schwupps, war das neue Ich geboren.

Das meine ich: Entscheide dich einfach. Wie willst du nach außen hin wirken?
Das geht schon wieder ein wenig in die Richtung meiner
Personal Branding Podcast Folge, aber hier siehst du, es ist nicht nur Branding. Das ist eine persönliche Kiste und eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen kann. Anders gesagt und aufs Branding bezogen: Als Selbstständiger bist du als Person zu einem großen Teil deine Marke.

War ich von dem Punkt, diesem Wandel, an völlig anders? Natürlich nicht. Außer mir hat es vermutlich erstmal niemand wahrgenommen. Aber du selbst bist ja eh das wichtigste in dem Fall. Du triffst die Entscheidung für dich. Nicht für andere.

Von da an habe ich kleine Schritte vorwärts gemacht. All das hier gab es damals noch nicht. Ich habe einfach nur illustriert, wie viele von euch auch.

Dann begannen die Livestreams, die Community wuchs, ich flog alleine nach San Francisco zu Creativlive und saß dort live und auf Englisch im Hot Seat, bekam meinen ersten Coach … und plötzlich war ich selber Coach. Heiliger Strohsack, manchmal frage ich mich selbst, wie es zu all dem kommen konnte. Livestreams, fremde Leute fragen, ob sie auf meinen Podcast wollen.

Das ist alles manchmal immer noch gar nicht so einfach. Aber wie sagte Eleanor Roosevelt?

„Do one thing everyday that scares you”.

Und so mache ich es. So versuche ich es. Denn nur so komme ich weiter. Nur so kann ich an mir selbst arbeiten und besser werden.

Und das ist es doch was zählt: Jeden Tag ein bisschen besser werden. Egal worin. Ob es so etwas ist wie besser zeichnen, ruhiger mit den Kindern umzugehen oder fremde Personen anzusprechen, weil es dich weiterbringt. Ganz egal.

Wenn ich nichts mache, vor dem ich ein bisschen Bammel habe, weiß ich, es geht nicht vorwärts. London nächsten Monat? Alter Schwede, habe ich da Bammel vor. Masterminds auf Englisch. Und ich kenne niemanden. Null komma Null. Keinen.

Aber ich weiß, ich komme da wieder mit neuen Erfahrungen raus. Dinge, die ich dann dir wieder weitergeben kann. Dinge, die mich als Person wachsen lassen.
Ich weiß nicht mehr, aber irgendjemand Schlaues meinte mal so etwas wie: „Wenn ich keine Angst habe, weiß ich, es ist nicht das Richtige”. Sehr ähnlich dem vorherigen Zitat.

Ich freue mich jetzt also gleichzeitig immer, wenn ich merke, dass ich vor etwas Bammel habe. Denn dann komme ich besser heraus. Wenn ich keine Angst habe, dann wird es nicht so ein Ergebnis erzielen und es wird langweilig. Was vielleicht auch der Grund ist, warum viele Kreative oder eben dieser typische Entrepreneur immer wieder neue Dinge beginnen. Irgendwann wird es langweilig. Ist keine Herausforderung mehr. Dann suchen wir uns Neues um daran zu wachsen.

Jetzt bin ich am Ende ein bisschen vom introvertiert sein weg gekommen, aber ich hoffe, du verstehst anhand meines Beispiels, was ich meine. Du selber hast es in der Hand:
Ja, du kannst herum gehen und allen auf die Nase binden, dass du introvertiert bist. Es als Ausrede verwenden, wenn dich jemand vor eine Herausforderung stellt.
Oder aber du sagst dir: Ja, ich bin introvertiert, aber das wird mich nicht daran hindern, besser zu werden. In bestimmten Situationen stelle ich das halt mal hinten an, meistere die Herausforderung und bin danach dann wieder für mich. Aber in einer besseren Version, als du es vorher warst. Und was meinst du, wie stolz du auf dich sein wirst, wenn du zurück blickst? Direkt danach und ein Jahr später.

Ich hätte NIE gedacht, dass ich mal das mache, was ich jetzt tue. Vor zwei Jahren hatte ich keine Ahnung, von dem was ich jetzt mache. Null.
Aber es macht Spaß und ich brenne dafür. Dieses „Angst” überwinden, kann nämlich auch zum Spiel werden… wie weit kann ich gehen? Was kann ich noch schaffen? Und wie kann ich es schaffen? Es gibt kein cooleres Gefühl als wenn man merkt, dass es Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht.
Deine Aufgabe wäre also heute, erst einmal selber zu erkennen, ob du auch introvertiert bist? Und dann: Was ist deine größte Herausforderung? Wobei bekommst du Schweißausbrüche, wenn du nur daran denkst? Und dann überlege dir: Was wäre das Schlimmste, das dabei passieren kann?

Auf byjohannafritz.de/21 findest du ein kleines Freebie zu genau diesem Thema. Damit du dir über deine jetzige Situation bewusst wirst. Hey, 2018 ist gar nicht so weit weg.
Mehr aus sich herauskommen, wäre doch schon mal ein guter Ansatz, ehe wir in den nächsten Wochen nochmal genauer auf die Zielsetzung für das kommende Jahr eingehen.

Und dann lass mich doch in den Kommentaren auf byjohannafitz.de/21 wissen:
Bist du introvertiert oder extrovertiert? Und was sind deine größten Herausforderungen? Und: Beschließt du heute mehr aus dir raus zu gehen?

Es muss auch nicht die Pony-Frisur sein 😉

Ich bin gespannt und lese alles. Am Freitag bin ich dann im Livestream auf meiner Facebook-Seite. Und das ist z.B. für mich eine Herausforderung. Die Livestreams alleine machen mich viel nervöser, als die mit den Gästen. Hehe. In diesem Sinne, bis Freitag live. Und wenn du das hier später hörst, dann findest du die Aufzeichnung auch im Blog, meiner FB-Seite oder auf YouTube.

Bis dann 🙂